Autonome Forschungsplattform SeaDragon.

Bild: HPA/ Julia Kück

Künstliche Intelligenz gegen Plastikmüll im Hamburger Hafen

10.07.2025

Weiterentwickeltes und autonomes Robotersystem SeaClear2.0 erstmals im Live-Einsatz. Ziel ist, Meeresmüll effizient zu erkennen, zu klassifizieren und zu beseitigen.

Erstmals präsentierte die Hamburg Port Authority (HPA) gemeinsam mit Partnern wie dem Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML am Standort in Harburg das weiterentwickelte Robotersystem SeaClear2.0 im Live-Einsatz. Ziel des europäischen Forschungsprojekts ist, mithilfe autonomer Roboter Meeresmüll effizient zu erkennen, zu klassifizieren und zu beseitigen – sowohl an der Oberfläche als auch am Meeresboden.

Das System kombiniert unbemannte Unterwasser- und Überwasserfahrzeuge sowie Drohnen. Dank Künstlicher Intelligenz (KI) und hochauflösender Sensorik kann SeaClear2.0 Müll in schwer zugänglichen oder risikoreichen Bereichen identifizieren und entfernen – mit minimalem menschlichem Eingriff. Bereits im Jahr 2022 hatte die HPA gemeinsam mit den Projektpartnern das Vorgängermodell SeaClear vorgestellt. Neu sind nun unter anderem ein leistungsfähiger Greifarm für größere Objekte sowie ein Begleitboot, das die geborgenen Müllobjekte an Land bringt.

Umweltaktionen mit dem NABU

Parallel zur Weiterentwicklung der Technik wurden in der Vergangenheit Umweltaktionen mit dem NABU umgesetzt. Im Zuge der aktuellen Testkampagne fand außerdem ein Policy-Workshop mit Behörden, Forschungseinrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Wirtschaft statt, um politische Lösungen zur Müllvermeidung zu entwickeln.

Lennart Kinau, Leiter Strategie der Hamburg Port Authority, kommentiert: „Mit SeaClear2.0 setzen wir auf modernste Technologien, um aktiv gegen Plastikmüll in den Gewässern vorzugehen. Durch die Kombination von Robotik, Künstlicher Intelligenz und Digitalen Zwillingen schaffen wir innovative Lösungen für reale Umweltprobleme. Uns ist es wichtig, die HPA und den Hamburger Hafen in europäische Projekte einzubinden. Auch wenn wir nicht mit denselben Herausforderungen bei der Müllbergung konfrontiert sind wie in den Ozeanen, eröffnet uns SeaClear2.0 die Chance, Erkenntnisse zu gewinnen, wie wir unsere Infrastruktur und Abläufe im Hafen noch effizienter gestalten können – etwa durch den Umgang mit Störungen im Wasser oder den gezielten Einsatz von Sensorik.“

Unsere Ozeane enthalten rund 25 Millionen Tonnen Plastikmüll – über 90 Prozent davon befinden sich auf dem Meeresboden. Allein in europäischen Gewässern landen jährlich bis zu 500.000 Tonnen Makroplastik und bis zu 130.000 Tonnen Mikroplastik. Herkömmliche Bergungsmethoden sind teuer und gefährlich. Das Projekt SeaClear2.0 könnte hier eine Alternative sein.

Über SeaClear2.0

Das von der Europäischen Union geförderte Projekt SeaClear2.0 (seaclear2.eu) ist Teil der EU-Mission „Restore our Ocean and Waters“ und setzt neue Maßstäbe in der Entwicklung autonomer Technologien zur Meeresreinigung. Ziel ist ein vollständig automatisiertes System zur Erkennung und Bergung von Meeresmüll – bestehend aus Drohnen, unbemannten Überwasserfahrzeugen, ferngesteuerten Unterwasserrobotern (ROVs) und einem intelligenten Greifarm. SeaClear2.0 vereint die Expertise von Forschungseinrichtungen, Industriepartnern und zivilgesellschaftlichen Organisationen aus neun europäischen Ländern. Aus Deutschland sind drei Partner beteiligt:
• Fraunhofer CML – Fraunhofer CML – entwickelt den „SeaDragon“, ein unbesatztes Überwasserfahrzeug (USV) als autonomes Trägersystem für Sensorik und geborgenen Unterwassermüll.
• Hamburg Port Authority (HPA) – Industriepartner und Gastgeber der ersten Live-Demonstration im Hamburger Hafen.
• Technische Universität München (TUM) – verantwortlich für die Entwicklung des „Smart Grapple“, eines präzisen Robotergreifers zur sicheren Bergung von Unterwasserabfällen.

Mit SeaClear2.0 entsteht ein innovativer Lösungsansatz für eines der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit: die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll.

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