DHL-Chef Tobias Meyer führte das neue Fahrzeug auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder vor. Der zeigte sich durchaus angetan.

Bild: DHL

DHL-Chef Tobias Meyer fordert zusätzliche Emissionsklasse für Lkw

26.05.2025

Das Unternehmen hat beim Weltverkehrsforum in Leipzig ein neues Hybrid-Fahrzeug mit längerer Reichweite vorgestellt. Laut dem CEO könnte es im Konzern zum Regel-Lkw werden – wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen, wie er gegenüber Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder deutlich machte.

DHL-Chef Tobias Meyer wünscht sich mehr Pragmatismus in der Politik. Das machte er am Donnerstag beim Weltverkehrsforum (ITF Summit) in Leipzig deutlich. Konkreter Aufhänger war die Vorstellung eines mit Scania entwickelten „Extended Range Electric Vehicle“ (EREV). Dabei handelt es sich um einen E-Lkw, der mit einem kraftstoffbetriebenen Backup-Generator ausgestattet ist – also eine Art umgekehrtes Hybrid-Fahrzeug. Der Generator kann die Batterien aufladen, wenn diese zur Neige gehen. Anders als ein Hybrid-Fahrzeug kann der EREV laut DHL aber nicht mit dem Verbrennungsmotor angetrieben werden.

Bei rund 22.000 Kilometern Testbetrieb beim Pakettransport zwischen Berlin und Hamburg sei der Reichweitenverlängerer nur bei etwa 8,1 Prozent der Strecke aktiviert worden. Gegenüber einem Diesel-Lkw habe der EREV so fast 92 Prozent CO₂-Emissionen vermieden. Aber: Bei der Lkw-Maut wird das Fahrzeug wie ein alter Diesel eingestuft, weil der Range-Extender-Generator Kohlendioxid ausstößt.

Die Art und Weise, wie das Fahrzeug aktuell bei der Lkw-Maut und bei der Berechnung der Emissionswerte für die EU-Flottengrenzwerte behandelt werde, sei „sehr enttäuschend“, unterstrich Meyer. „Überregulierung wird damit zum Hemmschuh für Innovationen“, betonte er. Seine Forderung: Das EREV sollte bei der EU wie ein Low-Emission-Fahrzeug angesehen werden, was dann auch eine Skalierung für Hersteller wie Scania attraktiver mache. Für DHL wiederum müsse der Mautsatz beim Einsatz des Fahrzeugs im E-Modus entsprechend gesenkt werden.

DHL schwebt ein breites Einsatzgebiet vor

DHL hofft, dass in die EU-Wegekosenrichtlinie (Eurovignetten-Richtlinie) eine neue Emissionsklasse für EREV eingefügt wird, die eine Mautermäßigung proportional zu den CO₂-Einsparungen gestattet. Gelegenheit dazu gäbe es, wenn die EU-Kommission ihren angekündigten Änderungsvorschlag zur Richtlinie vorlegt. Mit diesem soll die bis 31. Dezember 2025 befristete komplette Mautbefreiung von Nullemissions-Lkw vom Infrastrukturanteil der Maut verlängert werden. Wenn die Kommission diesen Änderungsvorschlag präsentiert, womit in den kommenden Wochen gerechnet wird, könnten Europäisches Parlament und Mitgliedstaaten prinzipiell auch andere Änderungen am Gesetz vornehmen - zum Beispiel eine neue Emissionsklasse einführen.

Bei einem deutlichen Maut-Rabatt rechne sich das Fahrzeug für DHL auch in der Breite und könne faktisch zum Regelfahrzeug in der Flotte werden, sagte Meyer zur DVZ. Dies gelte umso mehr, da das EREV auch dann nicht stillstehe, wenn ungeplante Ereignisse eintreten. Dazu zählt er Netzausfälle wie jüngst in Spanien oder auch ungeplant besetzte Ladesäulen oder Extremwetter im Winter.

Meyer präsentierte die Lösung in Leipzig auch dem neuen Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder. „Wir finden, das ist eine gute Lösung“, so Meyer. Schnieders Antwort: „Die hört sich gut an.“ Gegenüber der DVZ unterstrich Schnieder, dass es sich bei dem Konzept um eine pragmatische Lösung handele. 92 Prozent Emissionsreduktion seien ein großer Schritt. Das Fahrzeug könne damit helfen, die Zeit zu überbrücken, bis die Infrastruktur für reine E-Fahrzeuge komplett ausgerollt sei. Und zur Frage einer günstigeren Einstufung des EREV bei der Lkw-Maut: „Wir werden uns Mühe geben. Denn alles andere wäre unvernünftig. Das Fahrzeug zu behandeln wie einen Diesel-Lkw wäre jedenfalls nicht der richtige Weg.“

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