Ralf Faust: Danke für die Einladung ins schöne Flensburg! Wir stehen hier am historischen Museumshafen mit Blick auf die Förde. Sie sind mit Ihrem Fuhrpark auf den Straßen unterwegs: Was bewegen Sie für Ihre Kunden?
Thies Henrik Carstensen: Wir sind unter anderem Alleinlieferant für Flensburger Bier, das ist ein langjähriger Kunde von uns. Zu unserem Portfolio gehören auch Silotransporte, wir fahren nach Skandinavien und betreiben ein Bahnterminal. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, haben wir das Unternehmen in den vergangenen Jahren strategisch neu ausgerichtet: Wir setzen verstärkt auf Stuckgutverkehre. Parallel dazu haben wir eigene Logistikflachen aufgebaut und planen derzeit ein voll automatisiertes Hochregallager am Standort Handewitt. Damit erweitern wir nicht nur unser Leistungsspektrum, sondern erhöhen auch unsere operative Effizienz. Unser Unternehmen hat sich in diesem Zuge wesentlich verändert – mit inzwischen 350 Mitarbeitern und einer deutlich erweiterten digitalen Infrastruktur. Wir sind in den vergangenen Jahren gewachsen, mit allen Herausforderungen, die das mit sich bringt.
Ralf Faust: Welche beschäftigen Sie besonders?
Christian Carstensen:Ganz klar Bürokratieabbau und mehr Fairness.
Ralf Faust: Als Hersteller ist es unser Anspruch, Kunden mit praxisnahen, digitalen Lösungen zu entlasten – um Abläufe zu vereinfachen, Effizienz zu steigern und die Wirtschaftlichkeit im Fuhrparkmanagement zu sichern. Mit mykrone. blue entwickeln wir derzeit eine zentrale Webplattform, die alle relevanten Prozesse rund um den Trailer an einem Ort bündelt – von der Vertragsverwaltung bis zur Analyse technischer Daten. Dank QR-Codes an den Fahrzeugkomponenten lassen sich Schäden direkt zuordnen, passende Ersatzteile ermitteln und sofort bestellen. Das System übersetzt automatisch, sodass auch Sprachbarrieren keine Rolle mehr spielen. Wir wollen ein digitales Ökosystem schaffen, das echten Mehrwert bringt – für Fahrer, Disponenten und Werkstätten gleichermaßen. Parallel entwickeln wir KI-basierte Assistenzsysteme wie den Krone Smart Assistant weiter – der hilft, Wartungsbedarfe frühzeitig zu erkennen oder Ladeprozesse effizienter zu gestalten .
Thies Henrik Carstensen: Wir haben in den vergangenen Jahren den Generationswechsel erfolgreich vollzogen und führen ein gesundes Unternehmen weiter, in dem wir vieles verändern, um zukunftsfähig zu bleiben. Dabei bringt jeder seine Erfahrungen und seine Handschrift ein. Ich bin selbst ja jetzt auch schon über 20 Jahre im Unternehmen, bin langsam und gesund reingewachsen und habe viele Entwicklungen miterlebt. Wir schauen auf jeden Fall immer nach vorn. Gerade im Stückgutbereich, den wir neu aufbauen, müssen wir noch weiter Erfahrungen sammeln, aber im Großen und Ganzen würde ich sagen: Wir sind besonnen und gleichzeitig sehr innovativ. Die enge Verbindung zu Krone besteht übrigens schon lange: Vor fast 50 Jahren hat Günter Ull das erste Fahrzeug seiner Karriere an unseren Vater verkauft – seither ist die Partnerschaft gewachsen.
Ralf Faust: Was uns sehr freut. In den vergangenen Jahren hat sich auch bei Krone viel bewegt – insbesondere im Servicebereich. Heute sind europaweit mehr als 1.300 Werkstätten digital an unsere Systeme angeschlossen. Gibt ein Annahmemeister dort die Fahrgestellnummer ein, erscheinen sofort alle relevanten technischen Daten. So lassen sich Prozesse effizient steuern – von der Ersatzteilbestellung bis zur digitalen Garantieabwicklung. Wir bearbeiten viele Garantiefälle vollständig papierlos. Darüber hinaus entwickeln wir datengetriebene Services kontinuierlich weiter: Unser Ziel ist es, Werkstätten und Kunden gleichermaßen zu entlasten, Stillstandzeiten zu minimieren und für maximale Transparenz zu sorgen – im Sinne einer echten Servicepartnerschaft. Zudem helfen datengetriebene Services unseren Kunden, die Umweltbilanz ihrer Flotte messbar zu verbessern – etwa durch intelligente Routenplanung oder präventive Wartung, die unnötige Standzeiten und Emissionen reduziert .
Christian Carstensen: Unser Fuhrpark umfasst rund 200 Lkws, die wir disponieren, sowie an die 250 Trailer. Beim Kauf neuer Fahrzeuge ist für uns unheimlich wichtig, dass wir gut beraten werden – gerade wenn es um neue Technologien geht. Oder auch um neue Optionen: Wenn etwa in Arbeitskreisen politisch schon diskutiert wird, dass neue Entwicklungen anstehen, ist das für uns ja auch planungsrelevant. Es hilft uns, wenn die Hersteller da am Puls der Zeit sind. Und ganz praktisch wollen wir nur kaufen, was wir auch brauchen. Wir haben vor Kurzem Planenauflieger bei Krone bestellt und die haben wir sehr gezielt konfiguriert – mit einer kosteneffizienten Ausstattung, die wirklich nur das umfasst, was wir benötigen und einsetzen. Da ist eine vertrauensvolle Beziehung zum Verkäufer entscheidend.
Ralf Faust: Uns ist sehr bewusst, dass die 95 Kubikmeter Laderaum, die wir verkaufen, für unsere Kunden das sind, womit sie täglich ihr Geld verdienen. Deshalb setzen wir in der Beratung auf technische Kompetenz, Fairness und partnerschaftlichen Dialog. Wir entwickeln keine Lösung ohne klaren Mehrwert für den Kunden – und nur gemeinsam mit ihm. Denn am Ende zählt, dass das Fahrzeug exakt auf den jeweiligen Einsatz zugeschnitten ist und langfristig wirtschaftlich betrieben werden kann.
Christian Carstensen: Das spürt man. Genau deshalb ist auch technisches Verständnis im Vertrieb so wichtig. Der Ansprechpartner muss nachvollziehen können, wie wir die Fahrzeuge konkret einsetzen. Für den Stückgutbereich haben wir beispielsweise speziell verstärkte Kofferauflieger benötigt, weil die Verladung dort besonders beanspruchend abläuft – das konnten wir gemeinsam mit Krone gezielt umsetzen.
Ralf Faust: Wir entwickeln uns immer weiter, optimieren unseren Service fortlaufend. Unser Ziel ist es, unseren Kunden maximale Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge zu ermöglichen, unabhängig vom Hersteller. Auch deshalb haben wir unsere Telematikschnittstellen für gemischte Fuhrparks geöffnet. Das war ein bewusster Schritt, auch im Umgang mit Wettbewerbern – aber immer im Interesse unserer Kunden. Ein spannendes Zukunftsfeld ist auch die Automatisierung. Gemeinsam mit Partnern wie Fernride arbeiten wir an Lösungen, bei denen Trailer perspektivisch teilautonom bewegt oder teleoperiert werden können – ein wichtiger Baustein, um Fahrermangel abzufedern und gleichzeitig Effizienzpotenziale zu heben. Wie erleben Sie als mittelständisches Unternehmen das Thema Partnerschaft?
Thies Henrik Carstensen: Wir sind in Netzwerken engagiert, in denen wir unsere Erfahrungen mit anderen Mittelständlern teilen. Das passiert auf Augenhöhe und ich denke, dass wir uns da als Unternehmen mit den gleichen Herausforderungen durchaus solidarisieren, um uns ein Stück weit auch gegen die großen Konzerne zu behaupten, ob das deutsche, dänische oder schwedische sind. Wir sind da gut vernetzt. Und der europäische Transportmarkt ist ja von Firmen unserer Größenordnung geprägt.
Ralf Faust: Wie sieht es bei Ihnen mit dem Thema alternative Antriebe aus?
Thies Henrik Carstensen:Wir haben Elektromobilität für uns getestet und vor einigen Jahren selbst einen E-Lkw angemietet. Zusammengefasst hat sich der Einsatz in der täglichen Disposition als sehr herausfordernd erwiesen und wir haben das Projekt nach einer gewissen Zeit eingestellt. In Kooperation mit Kunden können wir uns aber wieder vorstellen, in diese Technologie zu investieren. Ich denke jedoch auch, dass der Diesel noch durchaus seine Berechtigung hat – zumal er immer effizienter wird.
Christian Carstensen: Wenn ich einen Wunsch an die Politik äußern dürfte, dann wäre es Technologieoffenheit. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, sondern viele und sie haben ihre Daseinsberechtigung. Und wir als Unternehmer können keine rein ideologiegetriebenen Themen umsetzen, sondern müssen am Ende auch einen Euro übrig haben. Sie sind mit Trailer Dynamics an einer spannenden Entwicklung beteiligt – wir haben das Fahrzeug auf einer Veranstaltung kennengelernt.
Ralf Faust: Ja, wir sind an dem Start-up Trailer Dynamics beteiligt, das einen batterieelektrischen Antriebsstrang direkt in den Trailer integriert. Durch diese Elektrifizierung lässt sich der Kraftstoffverbrauch der Zugmaschine um bis zu 25 Prozent senken – ein echter Hebel für mehr Nachhaltigkeit. Die Sensorik, die dafür nötig ist, ist direkt in die Verschraubung des Königszapfens eingebettet, also an der Schnittstelle zwischen Zugmaschine und Trailer. Sobald die Zugmaschine auf Last geht, erkennt das System die Situation und unterstützt aktiv. Gemeinsam mit der Technischen Universität Dortmund entwickeln wir die Technologie kontinuierlich weiter. Produziert wird in unserem neuen Werk in Eschweiler, wo wir gezielt in eine Fertigungslinie für diese innovative Trailergeneration investiert haben.
Christian Carstensen: Das ist spannend, aber durch die Batterie wird das Fahrzeug sicher schwerer und das mindert die Nutzlast, oder?
Ralf Faust: Ja, aber wir wollen das beispielsweise durch Leichtbautechnologie ausgleichen. Durch unsere neue Zusammenarbeit mit Schwarzmüller, einem hoch qualifizierten Experten für Leichtbau im Nutzfahrzeugsegment, haben wir hier große Expertise hinzugewonnen. Zumal die Entwicklung der Batterien ebenfalls schnell voranschreitet, sie werden leistungsfähiger und gleichzeitig leichter.
Christian Carstensen:Ja, auch da gehen die Entwicklungen rasant voran. Wir behalten sie im Blick.
Ralf Faust: Menschen aus Norddeutschland sind ja bekannt für trockenen Humor und eine gewisse stoische Ruhe. Können Sie das von sich auch behaupten – und hilft es in turbulenten Zeiten wie diesen?
Christian Carstensen:Wir sind recht gelassen, das kann man auf jeden Fall sagen. Man versucht, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen – auch wenn wir ja einfach in einer sehr lebendigen Branche arbeiten. Es ist ein schnelllebiges Geschäft, aber wir versuchen bewusst, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Thies Henrik Carstensen: Ich würde auch sagen, dass uns die gemeinsame Unternehmensführung ganz gut gelingt, auch als Brüder. Wir harmonieren sehr miteinander, verstehen uns wirklich gut – nicht nur geschäftlich, sondern auch privat. Im Unternehmen pflegen wir klare Strukturen und kommunizieren die auch an alle. Wir beide wissen, wer wofür verantwortlich ist, und halten uns strikt daran. Das ist für unsere Mitarbeiter und unsere Teamleiter wiederum relevant, dass sie immer ganz klar wissen, an wen sie kommunizieren sollten. Wir sind gerade in den vergangenen Jahren stark gewachsen und haben die Strukturen so gebaut, dass weiteres Wachstum möglich ist. Und gleichzeitig bleiben wir ein Familienunternehmen mit allen dazugehörigen Werten.
Ralf Faust: Das verbindet uns ja auch. Für mich steht im Service eines immer an erster Stelle: dem Kunden schnell und verlässlich zu helfen – ganz gleich, wie komplex das Umfeld geworden ist. Die Technologie rund um den Trailer hat sich stark verändert, aber eines bleibt konstant: Der Kunde steht kompromisslos im Mittelpunkt. Diese Haltung leben wir im Alltag – ich bin in Notfällen persönlich erreichbar, auch nachts. Genau das macht für mich partnerschaftlichen Service aus.
Christian Carstensen: Das kann ich aus Kundensicht nur bestätigen. Wir treffen unsere Kaufentscheidungen natürlich vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch, weil wir uns bei Krone gut aufgehoben wissen.