Zu den „Change Makern“, mit denen der Konzern seine hochgesteckten Transformationsziele erreichen will, zählen Investitionen in erneuerbare Energien und die Reduzierung der Emissionen an den Standorten. Auch grüne Logistik leistet einen signifikanten Beitrag zur Optimierung der CO2-Bilanz.
Ein E-Lkw macht noch keine Klimawende
Damit Logistik klimafreundlich wird, reicht es nicht aus, Transporte zu elektrifizieren. „Der E-Lkw macht noch keine Klimawende“, sagt Katrin Herda, Head of Energy Solutions & E-Mobility bei TST. „Nachhaltig wird Logistik erst durch die parallele Transformation innerbetrieblicher Strukturen und Prozesse.“
Wie steht es um die Klima- oder Energiebilanz eines Logistikzentrums? Wie werden technische Anlagen und Flurförderzeuge betrieben, wie Hallen und Büros beheizt? Wo kommt der Strom für Konfektionierungs- und Verpackungsroboter her?
Grüne Logistik geht bei dem Wormser Logistiker TST von den Logistikstandorten aus. Rund die Hälfte der deutschlandweit 80 Anlagen werden in den kommenden Jahren mit großflächigen, dachgebundenen Photovoltaikanlagen zu leistungsfähigen Energiekraftwerken ausgebaut, die Hallen mit grünem Strom versorgen und einen energieautarken Betrieb ermöglichen.
Dekarbonisierung von Transport und Logistik
Dabei nutzt das Unternehmen zwischen 30 bis 40 Prozent der Dachfläche für den Eigenverbrauch; der größere Anteil wird bei Vollbelegung des Daches mit PV-Modulen für die Erzeugung von Ökostrom genutzt, der in die Ladeinfrastruktur (LIS) für E-Lkw fließt, zu der unter anderem Batteriegroßspeicher gehören. Darüber hinaus stellt der Logistiker überschüssige Strommengen über den internen Bilanzkreis anderen Standorten bereit oder speist ihn ins öffentliche Energienetz ein.
Mit dem Ziel, Transport und Logistik für BASF zu dekarbonisieren, hat TST seine Lagerstandorte in Worms bereits auf grünen Strom umgestellt und den ersten E-Lkw in Betrieb genommen, der zwischen dem Werk in Ludwigshafen und den Lagerhallen pendelt. Ökostrom für Hallen, Betrieb und Transport liefert eine 100.000 Quadratmeter große PV-Dachfläche – das entspricht etwa der Größe von zehn Fußballfeldern. Geplant ist der Aufbau einer mit PV-Modulen ausgerüsteten Gesamtdachfläche in Deutschland von mehr als einer Million Quadratmeter.
Seit März dieses Jahres ist in Worms unter dem neuen Markennamen PamSun die erste TST-Ladestation in Betrieb, die über acht Super-Charger für E-Lkw verfügt. Geladen werden an dieser Stelle batterieelektrische TST-Fahrzeuge, die für Kunden im Einsatz sind, darunter auch ein E-Lkw für den Lebensmittelkonzern Danone. Plan ist es, bis 2026 rund ein Drittel der bundesweit täglich mehr als 1.000 TST-Transporte auf E-Lkw umzustellen.
TCO nachhaltig senken
„Damit sich der Betrieb von E-Lkw im Vergleich zum Diesel rechnet, müssen Anschaffungs- und Betriebskosten inklusive Versicherung, Steuer und Maut über den gesamten Nutzungszeitraum betrachtet werden“, sagt E-Mobility-Expertin Herda. „Wirklich Sinn macht der E-Lkw im Grunde nur, wenn es gelingt, die Total Cost of Ownership (TCO) nachhaltig zu senken. Dazu haben wir die Technologien über eine Laufzeit von 60 Monaten bei einer Laufleistung von 100.000 Kilometern im Jahr gegenübergestellt.“
Die Berechnungen des Logistikers zeigen, dass öffentliches Laden unter wirtschaftlichen Aspekten nicht wettbewerbsfähig ist. Bei Preisen von durchschnittlich mehr als 0,50 Euro je Kilowattstunde (kwh) werde der Betrieb von E-Lkw zum Zuschussgeschäft, so Herda. Gerade für kleinere Transportunternehmen, die in eine mehr als doppelt so teure Zugmaschine investieren, sei diese Situation kaum darstellbar, „zumal Verlader selten bereit sind, die damit verbundenen Mehrkosten vollumfänglich zu übernehmen.“ Im direkten Vergleich übersteigen die Kosten des Battery Electric Vehicle (BEV) so nach fünf Betriebsjahren die des Verbrenners.
Depotladen im Partnernetz
Zum Change Maker der Mobilitätswende im Straßengüterverkehr wird das Depotladen im Partnernetzwerk über eine private Ladeinfrastruktur. Bei diesem Modell, das die TST-Gruppe beim Ausbau seines bundesweiten Ladenetzes verfolgt, wird der E-Lkw an den Logistikdepots während der Standzeiten oder beim Be- und Entladen geladen. Dies spart Zeit, Wege und Kosten. „Über Vereinbarungen mit Kooperationspartnern, zu denen im Grunde auch Verlader gehören können, lassen sich bei diesem privaten oder halb-öffentlichen Angebot Preise von 0,35 Euro netto je Kilowattstunde realisieren und den E-LKW wettbewerbsfähig werden“, versichert Herda.
Natürlich geht es immer noch kosteneffizienter und klimafreundlicher. Wie lassen sich Produktionsprozesse in logistische Abläufe integrieren, wie Produktion und Logistik an einem Standort verheiraten? Wege zu einer klimaneutralen Logistik, mit denen Unternehmen viel Energie sparen können, beginnen häufig damit, Logistik neu zu denken und Abläufe standortübergreifend zu optimieren.
Müssen Verpackungsmaterialien über weite Wege aus dem Ausland beschafft werden oder lassen sich diese produktionsnah fertigen und lagern? Lassen sich Teilbereiche der Fertigung an den Logistikdienstleister outsourcen? Können Produktions- und Mengenschwankungen in ihrer Auswirkung auf die Lieferkette vorausschauend geplant und simuliert werden? Besteht die Möglichkeit, Verkehre auf Schiene und Wasserstraße zu verlagern?
„Jede Menge Energie in die Logistikprozesse seiner Kunden zu stecken, kann an dieser Stelle einen signifikanten Beitrag zur Klimawende leisten“, versichert Herda. „Wenn dann noch grüner Strom zum Lieferumfang gehört, umso besser.“