Der Port of Kiel wurde im Dezember 2025 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Bereits fünf Jahre vor der Pflicht können Kreuzfahrt- und Fährschiffe im Hafen elektrisch versorgt werden, was als klarer Beleg für die strategische Weitsicht der Hafenbetreiber gewertet werden kann. Die Preisverleihung fand im Rahmen der 18. Deutschen Nachhaltigkeitspreis-Gala im Maritim Hotel Düsseldorf statt. Neben nationaler Anerkennung erhielt der Hafen kurz zuvor auch internationale Aufmerksamkeit: Beim European Ferry Port Summit in Malmö wurde der Port of Kiel als bester Fährhafen Europas ausgezeichnet.
Von der ersten Anlage zum europaweiten Vorreiter
Die Entwicklung der Landstrominfrastruktur in Kiel ist das Ergebnis einer langfristigen Strategie, die im Hafen als BLUE-PORT-Strategie bekannt ist. Bereits 2019 wurde die erste Landstromanlage am Terminal Norwegenkai in Betrieb genommen, zunächst für Fährschiffe. Zwei Jahre später begann der Anschluss von Kreuzfahrtschiffen, darunter AIDAsol, am Ostseekai und Schwedenkai. Mit der Eröffnung der Landstromanlage am Ostuferhafen 2023 konnte die Kapazität bereits deutlich erhöht werden, sodass heute bis zu sieben Schiffe gleichzeitig mit grünem Strom versorgt werden können.
Die Investitionen für die Infrastruktur belaufen sich auf rund 50 Millionen Euro, unterstützt durch Fördermittel von Land, Bund und EU. Mit der Fertigstellung aller Anlagen im Jahr 2025 gehört Kiel zu den Häfen mit der größten Landstromkapazität Europas, insbesondere im Bereich der Ostsee und Nordsee.
Messbare Wirkung für Umwelt und Klimaschutz
Die Landstromversorgung ist weit mehr als ein technisches Projekt: Sie hat konkrete Auswirkungen auf die Umwelt. Zwischen 2019 und 2024 konnte der Port of Kiel seine eigenen Emissionen schrittweise reduzieren. Gleichzeitig wurden durch die Landstromnutzung rund 62 Prozent der Schiffsemissionen im Hafen eingespart. Damit leistet der Hafen einen messbaren Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität, insbesondere durch die Reduktion von Stickoxiden, Schwefeldioxid, Feinstaub und CO₂.
Die Nutzung der Anlagen ist hoch: Schon im Jahr 2024 wurden rund 120 Kreuzfahrtschiff-Anläufe mit Landstrom versorgt, wobei etwa 70 Prozent der Hochseekreuzfahrtschiffe und über 90 Prozent der Fährschiffe die Versorgung aktiv nutzten. Bis 2025 wird eine Anschlussquote von über 80 Prozent bei Kreuzfahrtschiffen erwartet.
Kiel im europäischen Vergleich
Im europäischen Vergleich positioniert sich Kiel an der Spitze. Während kleinere Ostseehäfen wie Rostock Port seit 2021 zwei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig mit Landstrom versorgen können, und der Port of Bergen in Norwegen etwa drei Schiffe gleichzeitig anschließt, bietet Kiel Plätze für sieben Schiffe. Eine Zahl, die auch im Vergleich zu größeren Häfen wie Rotterdam konkurrenzfähig ist. Dort wurde die Shore-Power-Anlage am Cruise-TerminPort of Kiel gewinnt Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2025 für Landstromstrategie, Klimaschutz und führende nachhaltige Hafeninfrastruktur in Europa.al im März 2025 in Betrieb genommen, versorgt aber aktuell nur ein bis zwei Schiffe gleichzeitig.
Dieser Vergleich verdeutlicht die Vorreiterrolle Kiels: Nicht nur die technische Umsetzung ist umfassend, auch die tatsächliche Nutzung der Anlagen ist hoch. Kiel zeigt damit, dass Landstrom kein theoretisches Konzept bleibt, sondern im realen Hafenbetrieb funktioniert.
Ganzheitlicher Ansatz für einen klimaneutralen Hafen
Die Landstromstrategie ist ein zentraler Baustein des umfassenden Nachhaltigkeitskonzepts des Hafens. Parallel investiert der Port of Kiel in die Elektrifizierung der Hafen- und Dienstfahrzeuge, den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Lkw, die Erweiterung eigener Photovoltaikanlagen und digitale Systeme zur Energieoptimierung. Ziel ist klar: Bis 2030 soll der Hafenbetrieb klimaneutral sein.
Mit der Kombination aus Landstrom, Fahrzeug-Elektrifizierung, erneuerbaren Energien und digitaler Effizienz etabliert Kiel ein umfassendes Transformationsmodell. Die Auszeichnung mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2025 unterstreicht die Rolle des Hafens als Vorbild für andere europäische Häfen und als Impulsgeber für die maritime Energiewende.
Fazit
Der Port of Kiel zeigt, dass nachhaltige Hafenlogistik heute umsetzbar ist: Mit konsequenten Investitionen, hoher Anschlussquote, messbaren Emissionseinsparungen und einem klaren Strategieplan setzt der Hafen Maßstäbe für die Zukunft. Die BLUE-PORT-Strategie macht deutlich, dass Dekarbonisierung und wirtschaftlicher Betrieb kein Widerspruch sein müssen, sondern Hand in Hand gehen können.
Kiel ist damit nicht nur Vorreiter im Ostseeraum, sondern ein Best-Practice-Beispiel für nachhaltige maritime Infrastruktur in ganz Europa.