Der Weg zur nachhaltigen Logistik ist kein Sprint, sondern ein steiniger, oftmals widersprüchlicher Pfad. Einerseits steigen regulatorische Anforderungen wie durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), andererseits bleibt der ökonomische Druck hoch – besonders in einer Branche, in der Effizienz, Schnelligkeit und gleichzeitig niedrige Margen unter einen Hut zu bringen sind. Vor diesem Hintergrund wird die Umsetzung konkreter Klimaschutzmaßnahmen zur strategischen Herausforderung.
Ein wachsender Anteil der Unternehmen in Industrie und Handel setzt sich ambitionierte Umweltziele.
Doch wenn es um die operative Umsetzung geht, insbesondere beim Transport, prallen Anspruch und Realität oft aufeinander. Viele Verlader möchten ihre Lieferketten klimafreundlicher gestalten – und stoßen dabei auf zwei zentrale Probleme: die Erfassung der tatsächlichen Emissionen und die glaubwürdige Möglichkeit, diese zu kompensieren.
Schlüssel Transparenz
Durch CO₂-Berechnungen auf Sendungsebene können Unternehmen erstmals konkret nachvollziehen, wie viel CO₂ ein Transport tatsächlich verursacht. Solche Berechnungen basieren auf international anerkannten Standards und liefern belastbare Daten über die Emissionen einzelner Transporte. Diese Werte sind nicht nur für unternehmensinterne Umweltberichte relevant, sondern werden zunehmend auch von Geschäftspartnern und Endkunden eingefordert.
Ein nächster Schritt kann in einem finanziellen Beitrag zum Klimaschutz bestehen. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich für die Unterstützung zertifizierter Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern – etwa zur Aufforstung, zum Ausbau erneuerbarer Energien oder zur Förderung effizienter Nutzung verfügbarer Energiequellen. Diese Projekte sind verifiziert, kosteneffizient und entsprechen internationalen Standards. Dennoch bleiben Bedenken: Wie zuverlässig ist die Mittelverwendung? Kommt der Beitrag wirklich dort an, wo er soll? Und warum wird der Ausgleich der eigenen Emissionen an Orte delegiert, die oft fern der eigenen Realität liegen?
Lokale Sichtbarkeit
Hier entsteht ein Spannungsfeld. Einerseits ist die Unterstützung globaler Klimaprojekte sinnvoll – auch weil die Klimakrise keine Landesgrenzen kennt. Andererseits wächst der Wunsch vieler Akteure, auch lokal sichtbar aktiv zu werden. Denn Klimaschutz lebt nicht nur von Zahlen und Zertifikaten, sondern auch von Identifikation, Verbindlichkeit und Erlebbarkeit.
Ein anderer Ansatz setzt genau hier an: Regionale Aufforstungsprojekte als Ergänzung zur globalen Klima-Initiative. In vielen Regionen Deutschland wurden in den vergangenen Jahren Flächen von verschiedenen Initiativen langfristig gepachtet, um dort klimaresiliente Mischwälder zu pflanzen – nicht zur wirtschaftlichen Nutzung, sondern als dauerhafte CO₂-Senken, Lebensraum und Erholungsflächen. Finanziert werden diese Initiativen durch Unternehmen, häufig aus der Logistikbranche, die mit Kunden und Mitarbeitern regelmäßig Pflanzaktionen veranstalten.
Ein Baum in Mitteleuropa bindet im Schnitt 400 bis 1.500 kg CO₂ über eine Zeit von rund 30 Jahren – je nach Art, Boden, Klima und Pflege. Das bedeutet: Ein einziger Baum in Deutschland kann also langfristig die Emissionen eines durchschnittlichen Lkw-Transports auf mittlerer Strecke im europäischen Güterverkehr vollständig neutralisieren. Der entscheidende Unterschied: Die Wirkung ist nicht nur messbar, sondern auch begehbar. Wer einmal einen Setzling gepflanzt und Jahre später einen kleinen Wald vorgefunden hat, erlebt den Wert dieser Maßnahme mit anderen Augen.
Besonders im Raum Bremen, einer Region mit deutlich unterdurchschnittlichem Waldanteil, stößt dieses Engagement auf wachsende Resonanz. Die Verbindung von ökologischem Nutzen, regionaler Verantwortung und gesellschaftlicher Teilhabe macht diese Form des Beitrags besonders wirkungsvoll. Zudem wirkt sie identitätsstiftend – für Unternehmen wie für Mitarbeiter und die Menschen in der Region.
Verantwortung übernehmen
Nachhaltigkeit in der Logistik bedeutet nicht nur, den CO₂-Fußabdruck zu minimieren. Es bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen – global wie lokal. Die Kombination aus belastbaren Emissionsdaten, finanziellem Klimabeitrag und regionaler Aufforstung eröffnet neue Möglichkeiten für glaubwürdiges Handeln. Zwischen Zertifikat und Setzling liegt kein Widerspruch, sondern ein Weg zu echter Nachhaltigkeit, der sich sehen, spüren und erleben lässt.
Über den Autor
Nach dem Abschluss an der Deutschen Außenhandels- und Verkehrsakademie (DAV) stieg er direkt in das Familienunternehmen ein und übernahm früh Verantwortung in einer anspruchsvollen Branche. Die Herausforderung, Unternehmertum und Familienleben in Einklang zu bringen, prägt seinen Alltag ebenso wie die tiefe Verbundenheit zur Natur. Seine Leidenschaft gilt dem Wald – ob bei regionalen Aufforstungsprojekten oder bei Solo-Übernachtungen unter freiem Himmel, die ihm Kraft, Klarheit und unvergessliche Erlebnisse schenken. Besonders dankbar ist er dafür, seine persönliche Überzeugung für Natur- und Umweltschutz mit seinem beruflichen Wirken verbinden zu können.